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Entlang der Piccadilly Road, an der westlichen Ecke des Green Parks in London, erstreckt sich ein 80 Meter breites monumentales Gebäude. Sein Pseudoklassizismus erweckt einen Anschein von architekturhistorischer Bedeutung. Streng symmetrisch angelegt wird die zentrale Säulenhalle auf beiden Seiten von Kolonnaden flankiert. Das schützende Dach ist teilweise aus den Überresten eines 1944 über Belgien abgeschossenen Halifax-Bombers gearbeitet, der erst 1997 aus einem Sumpf bei Schendelbeke geborgen wurde.
Im Inneren der Säulenhalle finden sich sieben Bronzen – grünlich patiniert und deutlich überlebensgroß –, die auf einem eineinhalb Meter hohen Sockel aus rotem Marmor postiert sind. Die in Fliegeruniformen gekleidete Gruppe wirkt heldenhaft und lebendig inszeniert. Unwillkürlich denkt man an eine Popformation. Sie stellt die prototypische Besatzung eines an den Luftangriffen auf deutsche Städte beteiligten Bombers vor, wobei die jungen Männer als tapfere Heimkehrer von einer Mission erscheinen. Eine Inschrift auf der Hallenwand widmet das Denkmal den 55.573 im Zweiten Weltkrieg gefallenen britischen und alliierten Besatzungsmitgliedern der Bomberflotte. Eine weitere Inschrift zitiert Winston Churchill mit dem Satz: „Die kämpfende Truppe ist unsere Rettung, aber allein die Bomber liefern uns das Instrument zum Sieg.“Differenzierte Hinweise auf die auch in Großbritannien kontrovers geführte Diskussion über die hohen zivilen Opferzahlen der Flächenbombardements und die von Rowan Moore in seinem Guardian Review benannte moralische Komplexität des Themas fehlen jedoch.
Als Erbauer des 7,5 Millionen Euro teuren Denkmals gilt das Volk Großbritanniens, nicht der Staat. Der Bau wurde gänzlich mithilfe privater Geldgeber finanziert und wird auch fortan ohne staatliche Unterstützung gepflegt und betrieben. Ein Hauptinitiator und Förderer des “Bomber Command Memorials” war der britische Popstar und Bee-Gees-Sänger Robin Gibb. Mit großem Enthusiasmus betrieb er die Kampagne bis zu seinem Krebstod im Mai 2012, kurz bevor das Monument eingeweiht werden konnte. Es wird berichtet, Gibb habe in seinen letzten Lebensmonaten eine bis dato unbekannte Leidenschaft für das Fliegen entwickelt. Bereits schwer krank, soll er jede mögliche Stunde in Flugzeugen verbracht und sich häufig mit dem Hubschrauber zu seinen Behandlungsterminen fliegen lassen haben. Zu Hause wartete dann ein eigens installierter Flugsimulator auf ihn. |